Nutzungen

In Europa gibt es keinen Fluss, der intensiver genutzt wird als der Rhein, aber auch keinen, der vielfältigere Erholungsmöglichkeiten bietet. Das Einzugsgebiet des Rheins besitzt durch seine abwechslungsreichen Lebensräume eine große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Damit auch künftige Generationen diese Vielfalt erleben können, müssen Schifffahrt und Transport, Trinkwasserversorgung, Wasserkraftanlagen, Abwassereinleitungen, Landwirtschaft, Fischerei, Erholung und Sport mit dem Gewässerschutz abgestimmt werden.

Schifffahrt und Transport

Schon die Römer nutzten den Rhein als Transportweg. Im Jahr 1868 haben die Anliegerstaaten in einem internationalen Abkommen (Mannheimer Akte) die Freiheit der Schifffahrt beschlossen. Heute stellt der Rhein die bedeutendste Binnenwasserstraße Europas dar. Der Status von Rhein und Mosel als internationale Wasserstraßen ist in bi- und internationalen Verträgen manifestiert.

Der Rhein ist von Basel Rheinfelden bis zur Mündung in die Nordsee auf einer Länge von 884 km durchgehend für die Großschifffahrt ausgebaut. Er bietet günstige Bedingungen für den Gütertransport per Binnenschiff. Hervorzuheben sind die wirtschaftlichen Abladetiefen, die ausreichenden Fahrrinnenabmessungen und die bei Hochwassermarke II noch für einen 4-lagigen Containerverkehr vorhandenen Brückendurchfahrtshöhen. Auch die Nebenflüsse des Rheins, Mosel, Saar, Main und Neckar, bieten aufgrund ihres Ausbauzustandes günstige Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Binnenschiffstransport. Dies sind ideale Bedingungen, sowohl für die Förderung der regionalen Wirtschaftsräume, die durch die Vielzahl der Rheinhäfen positive Impulse im Hinblick auf die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger für den Güterverkehr geben, als auch für eine signifikante Entlastung des Straßenverkehrs.

Der Rhein ist die für den Gütertransport bedeutendste Binnenschifffahrtsstraße Europas. Rund 70 Prozent aller Gütertransporte auf den deutschen Binnenwasserstraßen werden auf dem Niederrhein bewegt. Der Rotterdamer Hafen hat im Jahr 2019 470 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen. Das Transportvolumen des heutigen Schiffsverkehrs (Güterverkehr), der ganz oder teilweise auf der Rheinstrecke zwischen Rheinfelden und der niederländisch-deutschen Grenze stattgefunden hat, lag im Jahr 2019 bei etwa 150-170 Millionen Tonnen.

Der Rhein hat das Potenzial weitere Verkehre aufzunehmen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Im Vergleich zu den anderen Verkehrsträgern ist das Binnenschiff sehr umweltfreundlich. Es hat den niedrigsten spezifischen Energieverbrauch.

Der von Binnenschiffen ausgehende Lärm liegt weit unterhalb der zulässigen Grenzwerte, so dass sich aufwändige Lärmschutzmaßnahmen an den Wasserstraßen erübrigen. An der Gewässerverschmutzung ist die Binnenschifffahrt nur gering beteiligt. Unfallbedingte Austritte wassergefährdender Stoffe sind in Folge der hohen Verkehrssicherheit und schiffsbautechnischer Vorgaben (Doppelhüllenschiff) sehr selten.

Trinkwasserversorgung

Der Rhein versorgt insgesamt ca. 30 Millionen Menschen mit Trinkwasser.

Hauptsächlich erfolgt die Trinkwassergewinnung aus dem Rhein über Uferfiltration. Das Rheinwasser, das monatelang durch verschiedene Erd- und Kiesschichten gesickert und hierbei gereinigt worden ist, wird über Brunnen gefördert. Das so gewonnene Rohwasser wird im Wasserwerk weiteren Aufbereitungsschritten unterworfen.

Die Wasserwerke am Rhein arbeiten in der „Internationalen Arbeitsgemeinschaft Rheinwasserwerke“ (IARW) zusammen, die deutschen Wasserwerke haben sich darüber hinaus zur Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR) und der Arbeitsgemeinschaft Rheinwasserwerke (ARW) zusammengeschlossen. Das Ziel dieser Arbeitsgemeinschaften ist es, die Maßnahmen zu unterstützen, die den Rhein als Quelle der öffentlichen Trinkwasserversorgung sichern und die Wasserqualität verbessern.

Wasserkraftanlagen zur Energieerzeugung

Ab dem Zusammenstrom von Hinter- und Vorderrhein bis zur Mündung in die Nordsee liegen am Rhein 24 Wasserkraftanlagen. Die erste große Anlage bei

Rheinfelden am Hochrhein wurde 1898 in Betrieb genommen. Die Inbetriebnahme der letzten Anlage in Nederrijn erfolgte 90 Jahre später.

Am Hochrhein werden rund 70 % des ehemaligen Gefälles zwischen dem Rheinfall und Basel mit 11 Laufwasserkraftwerken genutzt. Am Oberrhein befinden sich 10 weitere große Wasserkraftanlagen. Insgesamt haben die Wasserkraftanlagen eine installierte Leistung von insgesamt mehr als 2.200 MW zur Stromerzeugung

Erhaltung und Optimierung dieser Wasserkraftanlagen haben die größte Bedeutung bei der regenerativen Energienutzung in dieser Region. Weitere Leistungserhöhungen, welche nur relativ geringe ökologische Eingriffe bedingen, sind möglich und geplant. Neubewilligungen und Erweiterungen bestehender Anlagen werden mit erheblichen gewässerökologischen Verbesserungen verbunden, z. B.  durch naturnahe Umgehungsgewässer, Sanierung der Ausleitungs- und Staustrecken, Anschluss der Nebengewässer und durch den Rückbau bzw. die ökologische Sicherung von Uferbefestigungen.

Dennoch ist nicht zu verhehlen, dass die Unterbrechung des frei fließenden Flusses durch die unstreitig notwendigen Wasserkraftanlagen ein bedeutendes Hindernis zur Erreichung des guten ökologischen Potenzials des Flusses darstellen.

Abwassereinleitungen

Im deutschen Rheineinzugsgebiet leben ca. 37 Mio. Menschen. Das Abwasser aus den Kommunen sowie aus Industriebetrieben wird über Kläranlagen und Niederschlagsentwässerungen sowie z. T. auch diffus in die Gewässer des Rheineinzugsgebietes eingeleitet. Am Rheinstrom selbst sind folgende Industriezweige relativ zum übrigen Bundesgebiet überproportional verdichtet:

Industriezweig Starke Vorkommensgebiete
Metallverarbeitung und Maschinenbau
Automobilindustrie,
Fahrzeugbau
Nordwürttemberg, Ruhrgebiet,
Mittelwürttemberg,
Untermain, Großraum Köln
Stahlindustrie und Grundstoffindustrie,
Chemische Industrie
Nordrhein-Westfalen, Hochrhein,
Ludwigshafen, am Untermain,
Großraum Wuppertal-Leverkusen
Papier- und Zellstoffwerke Hoch- und Oberrhein

In den dicht besiedelten Industriezentren ist der Energiebedarf sehr hoch. Deshalb sind dort, wo Stein- und Braunkohle zur Verfügung stehen, große Wärmekraftwerke zu finden. An anderen Standorten liefern Kernkraftwerke den benötigten Strom.

Landwirtschaft

Das deutsche Rheineinzugsgebiet ist nicht nur Industriestandort, sondern auch in weiten Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der Weinbau an Rhein, Main, Nahe und Mosel, der Gemüseanbau am Ober- und Niederrhein, die Viehwirtschaft im westfälischen Einzugsgebiet des Rheins sind nur einige Stichworte hierfür. Aus der Landwirtschaft werden in der Regel diffus Nährstoffe und auch Pflanzenschutzmittel in die Gewässer des Einzugsgebietes eingeleitet.

Erholung und Sport

Am Rhein zwischen Basel und dem Rheingau sowie am Niederrhein finden sich zahlreiche Naherholungsgebiete, die durch Uferwege, noch erhaltene Auen, Baggerseen, Altrheinarme geprägt sind. Der Mittelrhein ist ein bevorzugtes Ziel für den nationalen und internationalen Tourismus. Inzwischen wird der Rhein selbst in den Ballungsgebieten wieder als großes Freibad genutzt, wobei man wegen der unsicheren hygienischen Verhältnisse, vor allem aber wegen der unberechenbaren Strömung dringend vom Baden im Rhein abraten muss. Radfernwege am Rhein und Inline-Skater-Treffs auf den befestigten Deichen bringen den Rhein wieder in das Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung. Auch der Wassersport gewinnt wieder mehr an Bedeutung. Angeln, Rudern, Segeln, Tauchen und weitere Freizeitsportarten sind an vielen Stellen am Rhein und an den Nebenflüssen möglich.

Fischerei

Die Berufsfischerei am Rhein ist derzeit fast bedeutungslos. Durch die Verbesserung der Gewässerqualität und durch Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Wanderfischprogramm der IKSR ist inzwischen zwar die Zahl der Fischarten wieder angestiegen, aber von einer kommerziellen Nutzung des Fischbestandes im Rhein ist man noch weit entfernt.